3. Kapitel – Die Rohr- und Winterfelds-Burg

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Im Mittelalter war es nichts Ungewöhnliches, daß 2 Burgen in einem Ring sich gleichsam ebenbürtig zur Seite standen. – Ein solches Beispiel gibt Neuhausen, daß ganz besonders unser Interesse herausfordert und durch seine Ruinen sowie durch die vom gegenwärtigen Besitzer Herrn Henning von Winterfeld bloßgelegten Umfassungsmauern und Fundamente uns ein treues Abbild einer mächtigen Burg zeigt. – Auf einer von breiten Teichen und tiefen Wiesen umgebenen Insel erheben sich die Rohr und Winterfelds-Burg. Vermutlich rührt diese Bezeichnung aus der Zeit her, wo beide Geschlechter gleichzeitig Neuhausen in Besitz hatten.

In die Winterfeldsburg führte auf der Westseite, 2 Fuß unter dem Wasserspiegel, ein alter Damm, nur passierbar von denen, welche ihn genau kannten. Beim Reinigen es Teiches fand man einen Steigbügel, eine Kandare und eine alte Degenklinge. Vielleicht hat einst ein des Weges Unkundiger hier seinen Tod gefunden. Diesen Damm schloß eine Zugbrücke, die in das noch vorhandene, gewölbte Torhaus führte. Einst war es in sich abgeschlossen, verteigungsfähig, mit tiefen Kellern versehen, in denen das Verließ mit seinen eingemauerten Eisen noch erkennbar ist. Das alte Herrenhaus, auf alten Fundamenten stehend und mit Kellern aus dem 13. Jahrhundert, das 1740 völlig umgebaut und vormals nach der Dorfseite nur schmale Schießscharten aufwies, schließt sich an da Torhaus an. Ein noch vorhandener hoher runder Turm beherrscht noch heute die ganze Gegend.

Nur durch einen breiten Graben von dieser Burg geschieden, erhob sich auf einer Anhöhe die rundliche und kleinere Rohrburg. – Das alte, feste Haus inmitten war ein Viereck; rundherum standen die Wirtschaftsgebäude, Wohnhäuser der Dienstleute, Brauhaus, Backhaus, Ställe usw., welche einen Hof umgaben, in dessen Mitte sich der Brunnen befand. Das Ganze war mit einer Mauer, welche durch Strebepfeiler gestützt wurde, umzogen. – Die Gebäude waren nach unseren Begriffen sehr unwohnlich, finster und eng; die Fenster klein und unregelmäßig, meistens in bedeutender Höhe angebracht, und lagen fast alle an der Hofseite. Die Türen waren ebenfalls klein und so versteckt, daß der Fremde sie erst suchen mußte; dazu lagen sie sehr tief. – Nördlich von den beiden wasserumgebenen Burgen steht das später entstandene Dorf auf Wiesengrund, der früher zur Weide diente und daher feldwärts an der Ostseite noch durch einen Wall am Bach entlang geschützt wurde.

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