5. Kapitel – Neuhausen in und nach dem dreißigjährigen Kriege

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Von der Not des 30 jährigen Krieges und seinen verderblichen Folgen wissen auch alte Akten Neuhausens zu berichten.

Wie sehr z.B. durch den Krieg der Grundbesitz entwertet worden, zeigt uns ein Kaufvertrag. “So geschehen Neuhausen, 3. Ostertag 1674: “Ein Hüfner Hof in Großen Berge, ein anderer in Griewe, deren Besitzer im Kriege an der Pest gestorben und die bis dahin wüste gewesen, an Fremde für je 10 Gulden verkauft, die aber noch zum Aufbau erlassen werden und außerdem 6 Freijahre an Diensten mit Ausnahme des Rauchhuhns (Hundebrot) und des Gespinstes.”

Als die Kriegsnot in der Prignitz eine zuvor noch nicht gekannte Höhe erreichte, ist auch das Gut hieselbst ausgeplündert worden. Vom 2. Oktober 1627 wird geschrieben: “Georg ist ausgeplündert und ihm alles genommen worden, wobei gedachter Jürge großen Schaden erlitten, welcher elend und fast nackend sich retierieren müssen.” – Zur Unterhaltung der schwedischen Armee, die 1636 in Perleberg lagerte, mußte er 70 Wipfel Roggen zu 13 Talern als Kontribution vorstrecken.

Hunger, Pest und Krieg wetteiferten gleichsam mit einander, das Land zur Wüste zu machen. – Während im Jahre 1493 der Ort Karwe hieselbst als ein Bauerndorf mit 6 Hufenstellen und einem Schulzengericht erwähnt ist, erscheint derselbe in den Lehnsbriefen des 17. Jahrhunderts als eine wüste Feldmark, die bewachsen ist mit dem deutschen Waldbaume, der Eiche. – Erst um das Jahr 1700 ist das Land wieder der Ackerkultur zugeführt und das stattliche Herrenhaus 1738 erbaut.

Ebenso wie das Land war auch das Volk, besonders in geistiger Beziehung, heruntergekommen. – Im nahen Dambeck wurden laut Kirchenbuch noch 25 Jahre nach dem Friedensschluß Hexen und Zauberer verbrannt. Ich möchte es geben als Beitrag zu Sittengeschichte.

“1672 ist zu Dambeck Tonies Gildemeister wegen Hexerei verbrannt.”

“1672 ist die Schäfersfrau Anna Niemanns wegen Hexerei verbrannt.”

“In Balow wurde 1668 der Schmiedemeister und 1677 Ilse Reimanns um Zauberei willen verbrannt.”

Auch aus Prozeßakten von 1660 läßt sich ein Blick tun in die damalige Zeit. – Die Bauern von Triewe (Kribbe) hatten mehrfach ihre Pferde widerrechtlich auf Winterfeld´sches Gebiet getrieben und waren gepfändet worden. Des “Bauern Peter Raven Junge” hatte jedoch ohne Pfandgeld die Pferde heimlich vom Gutshof weggetrieben. – Der Bauer durfte sich lange Zeit nicht sehen lassen, weil man ihn “beim Kopfe kriegen” wollte.

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